Das war meine Tour d’Alb-Donau 2024 9. September 202412. September 2024 Mit dem Fahrrad durch den Wahlkreis fahren, interessante Orte, Menschen, Unternehmen besuchen – und dabei wichtige Impulse für die Arbeit in Berlin mitnehmen. Das ist die Idee hinter meiner „Tour d’Alb-Donau“. Auch dieses Jahr war ich wieder unterwegs – inzwischen bereits zum dritten Mal. Dass ich dieses Jahr nur zwei Tage statt einer ganzen Woche unterwegs war, hat einen erfreulichen Grund: Vor wenigen Wochen bin ich zum zweiten Mal Vater geworden. Aber auch in der Kurz-Variante der „Tour d’Alb-Donau“ standen einige interessante Termine auf dem Programm. Tag 1: Dornstadt und Bernstadt Meine diesjährige Sommertour startete auch inhaltlich noch vor dem ersten Termin: auf dem Weg vom Grünen Haus in Ulm zu unserem ersten Termin in Dornstadt wurde ich vom Dornstädter Gemeinderat und Tomerdinger Ortsvorsteher Andreas Aigeltinger begleitet. Die Radinfrastruktur auf der Strecke zwischen Ulm und Dornstadt bietet noch immer Verbesserungspotential – wie beispielsweise in Jungingen oder am Umschlagbahnhof. Um hier voranzukommen, ist eine enge und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Ulm und Alb-Donau-Kreis, aber auch Bund, Land und Kommunen erforderlich. Beim ersten Termin in Dornstadt ging es direkt ums Radfahren. Die Firma Radsport Reyhle hat in der Pandemie einen regelrechten Boom erlebt und in den letzten Jahren viele neue Mitarbeitende einstellen können. Das Familienunternehmen, das Andreas Reyhle in zweiter Generation führt, beschäftigt inzwischen 55 Mitarbeitende und eröffnet bald außerhalb des Orts den neuen CUBE Store Ulm. Das Wachstum bringt immer auch Herausforderungen wie die Suche nach Fachkräften und weite Wege für Auszubildende in die Berufsschule. Hierfür hat sich das Deutschlandticket als eine echte Entlastung erwiesen. Von Dornstadt aus habe ich mich auf den Weg nach Bernstadt gemacht, um den Kirchgarten der Lambertuskirche zu besuchen. Auf der Brachfläche des alten Friedhofes dort haben sich Ehrenamtliche zusammengetan und einen Garten mit Insekten- und Schwalbenhotel, sowie Sitz- und Grünflächen angelegt. Gleich zu Beginn dieses Projektes konnte ein NABU-Wettbewerb mitsamt Förderung gewonnen werden. Der allen Menschen offenstehende Kirchgarten wird von den Menschen im Ort gut angenommen – für die Bewohner*innen der Seniorenwohnanlagen in der Nachbarschaft ist er „ihrem“ Garten in der Stadt geworden und bildet somit für viele Menschen einen Begegnungsraum. Dies sei der größte Lohn für das Kirchengarten-Team, das vor allem aus drei Freundinnen und ihren Familien besteht und mit ihrem außergewöhnlichen Engagement einen großen Beitrag für das Miteinander in Bernstadt liefert. Tag 2: Erbach, Schnürpflingen, Oberdischingen, Blaubeuren Der zweite Tag meiner Sommertour startete in Erbach bei einem klassischen Mittelständler. Porcher Industries, vielen hier in der Region noch als Interglas ein Begriff, stellt hier Gewebe aus Glasfaser her, das in Airbags, Tapeten, Jalousien, Flugzeugen und vielen weiteren Bereichen Anwendung findet. Geschäftsführer Michael Maurer und Betriebsleiter Samir Hejub haben die Erbacher Gemeinderätin Mona Buchenscheit, mein Team und mich durch den Betrieb geführt. Ein spannender Einblick in ein Unternehmen, das seine Nische im Markt gefunden hat und diese kompetent besetzt. In unseren Gesprächen ging es – wie so oft – um Personalfragen. Wie finden Unternehmen motivierte und engagierte Mitarbeitende und Auszubildende? Bei Porcher wird diese Frage unter anderem durch eine besonders gute und damit für die Mitarbeitenden attraktive Zusammenarbeit im Team beantwortet. Die knapp 140 Mitarbeitenden, darunter auch Geflüchtete, kommen aus 18 verschiedenen Nationen – ein weiteres Beispiel, wie mit dem Thema Einwanderung konstruktiv und für alle Seiten gewinnbringend umgegangen werden kann. Von Erbach aus ging es mit dem Rad nach Schnürpflingen, wo wir Jan Hardegger mit der Imkerei Weihungsbienle besucht haben. Seit 2019 produziert er hier in der Region seinen eigenen Honig gemeinsam mit seinem Bruder. Dabei geht es ihm nicht nur darum, einen hochwertigen Honig herzustellen, sondern auch über die Imkerei und die Handarbeit, die hinter dem Produkt steht, aufzuklären. Denn Wertschätzung für hochwertige Produkte, die sich von der Masse abheben, wird auch über einen angemessenen Preis vermittelt. Ich durfte nicht nur verschiedene Honige probieren, sondern auch selbst den Imkeranzug anlegen und einen Einblick in den Bienenstock erhalten. Eine spannende und lehrreiche Erfahrung! Nur wenige Kilometer vom Bienenstock im Schnürpflinger Wald entfernt, liegt der von Manuel und Nandi Geiger bewirtschaftete Bauernhof im schönen Ammerstetten. Die Besonderheit: der Hof gehört dem Verein Lebensraum und wird als Solidarische Landwirtschaft (Solawi) nach Demeter-Standards betrieben. Auf dem Hof werden Gemüse und Getreide angebaut, einige Hühner und Rinder gehalten und Streuobstwiesen gepflegt. Über die Solawi versorgt der Hof derzeit 30 Kleinfamilien und verkauft sein Gemüse unter anderem im Bioladen Erdapfel in Ulm. Nach einer längeren Radstrecke stand in Oberdischingen der nächste Termin meiner Sommertour an. Hier haben wir die Wohngemeinschaft Leo der St. Elisabeth Stiftung besucht. In der Wohngruppe wohnen bis zu 15 Personen mit Behinderung in drei WGs, die sich weitgehend selbst versorgen, aber Unterstützungs- und Begegnungsangebote im Haus erhalten, falls sie diese benötigen. Durch das Bundesteilhabegesetz, das seit letztem Jahr in Kraft ist, hat die Einrichtung Personal aufbauen können. Gleichzeitig ist die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland noch immer kompliziert und auch im Arbeitsalltag sind bürokratische Hürden vorhanden, die auf den Prüfstand gehören. Den Abschluss meiner diesjährigen Tour d’Alb-Donau bildete der Ehrenamtsabend im Badhaus Café Blaubeuren, zu dem ich die Vereine und Initiativen der Region eingeladen hatte. Der Austausch mit den Aktiven des DLRG, der Freiwilligen Feuerwehr, den Landfrauen, des DRK, den Vertreterinnen von Fußballvereinen und dem Gemeinschaftsgarten-Projekt in Blaubeuren zeigte auf: Viele Vereine und Initiativen des Ehrenamtes haben Nachwuchsprobleme. Auch bürokratische und haftungsrechtliche Herausforderungen erschweren teilweise die Freude am Ehrenamt. Dennoch freut es mich, dass es solch engagierte Menschen bei uns in der Region gibt und den Wunsch, das Austauschformat zu wiederholen, nehme ich gerne auf.