Drohende Abschiebung trotz Ausbildung: Mein Einsatz für Azubi Elhadj Balde 15. Dezember 202515. Dezember 2025 Kamerateam und Reporter am Bäckertresen? Nicht wenige Kundinnen und Kunden werden sich gewundert haben, als sie zum Brötchen oder Brezel holen in die Hamma-Filiale Neue Mitte in Ulm kamen. Im Mittelpunkt des Medieninteresses stand der junge Mann hinter dem Tresen: Elhadj Mamadou Oury Balde, ein Auszubildender im ersten Lehrjahr. Fachverkäufer möchte er werden, seine Ziele gehen aber schon weit über die Ausbildung hinaus: Filialleiter, Abitur an der Abendschule, studieren. Doch der Wunsch des 19-Jährigen, sich hier eine Existenz aufzubauen, ist bedroht: Die Ausbildungsduldung, die Balde beantragt hat, ist abgelehnt worden. Sehr zum Unverständnis aller, die mit ihm im Betrieb und darüber hinaus zu tun haben. Ich hatte Elhadj Balde vor einigen Wochen bei einem Termin mit dem Jugendmigrationsdienst In Via in Ulm kennengelernt. Als er mir nun eine Mail geschrieben hat, dass seine Duldung abgelehnt wurde, war ich fassungslos – und sofort bereit, mich hier einzusetzen. Nicht nur aus persönlicher Sympathie: „Wir sind auf Leute angewiesen, die sich einbringen – und deshalb haben sie auch eine Chance verdient“ Arbeit ist ein wichtiger Schlüssel zur Integration. Dass Menschen vom Arbeitsplatz oder aus der Ausbildung abgeschoben werden, kann auch angesichts der wirtschaftlichen Situation in Deutschland nicht sein: „Wenn wir so mit den Menschen umgehen, können wir alle bald schauen, wo wir unsere Brezeln noch herbekommen.“ Simone Hamma, Geschäftsführerin der Bäckereikette, ist extra aus Ravensburg nach Ulm gekommen, um sich beim Pressetermin für Ihren Auszubildenden stark zu machen: Balde sei ein „sehr zuverlässiger junger Mann, der gerne seine Arbeit macht, bei der Kundschaft gut ankommt und auch im Team sehr engagiert mitarbeitet“, sagt die Geschäftsführerin, die in ihren Filialen Auszubildende aus 25 Nationen beschäftigt. In einem Empfehlungsschreiben für Balde führt sie aus das noch aus: „Für einen Auszubildenden seines Lehrjahres denkt er bemerkenswert weit mit und übernimmt verantwortungsbewusst Aufgaben im täglichen Filialablauf.“ Auch Melanie Brumann vom Jugendmigrationsdienst In Via fehlt jedes Verständnis für die drohende Abschiebung des Azubis: Sie schildert, dass er anderen Schülerinnen und Schülern bei In Via Nachhilfeunterricht gibt, als Basketballer im Verein aktiv ist und mit überdurchschnittlichen Schulnoten seinen Abschluss gemacht hat. Parallel dazu habe er sich darum bemüht, einen Identitätsnachweis zu bekommen, der von den Behörden anerkannt wird. Nur: So einfach sei das nicht, eine Geburtsurkunde als Dokument ohne Foto nicht ausreichend. Und der Kontakt zur guineischen Botschaft – einem Land unter Militärdiktatur, das von ethnischen Spannungen und Armut geprägt ist – verläuft schleppend, es verging auch zwischen Antrag und Termin vor Ort einige Zeit, auf den Pass wartet Elhadj Balde noch. Und das wird ihm nun negativ ausgelegt: Er habe nicht in der geforderten Frist seine Identität nachweisen können, lautet die Begründung für die Ablehnung seiner Duldung. Gleichzeitig sei es so, dass erst mit dem Identitätsnachweis und mit dem Antrag auf die Duldung die Gefahr einer Ablehnung und der Abschiebung akut werde, schildert Brumann – weshalb viele Geflüchtete auch vor diesem Schritt zurückschreckten. Zum ersten Mal habe sie deshalb einen Antrag bei der Härtefallkommission des Landes gestellt: Diesen Schritt war sie schon gegangen, während Balde den Pass beantragt hat. Inhalt von TikTok anzeigen Click here to display content from TikTok. Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von TikTok. Inhalt von TikTok immer anzeigen Die Entscheidung zu diesem Härtefallantrag steht noch aus, Balde und Brumann sind parallel dazu in Kontakt mit einem Anwalt, voraussichtlich wird Balde gegen die Ablehnung der Duldung Klage einreichen. Wenn Deutschland sich dafür entscheide, Menschen wie Balde abzuschieben, dann „ganz sicher nicht in meinem Namen“ sagt Brumann. Für die Bäckerei Hamma ist es das erste Mal, dass eine Ausbildungsduldung abgelehnt wird, sagt Simone Hamma. Und auch Hanna Bareiß vom Welcome Center der IHK findet es ungewöhnlich: Die berät Betriebe, die Geflüchtete und Migrant*innen einstellen wollen und rät diesen meist, eine Ausbildungsduldung zu beantragen. Dass hier nun Steine in den Weg gelegt werden, sehe ich auch im Migrationskurs der Bundespolitik begründet: Während Innenminister Dobrindt die Taliban hofiert, werden Geflüchtete und Integrationswillige von Abschiebung bedroht. Darauf wollte ich mit der öffentlichen Gesprächseinladung zum Fall von Elhadj Balde aufmerksam machen: Und natürlich werde ich mich auch politisch für ihn einsetzen – Gespräche dazu laufen.