Ricarda Lang im Roxy 18. Februar 202520. Februar 2025 Es ging um Chancengerechtigkeit, Klimaschutz, Sicherheit für alle – aber zuerst mal ging es aus aktuellem Anlass um die Bahn. Ricarda Langs Zug hatte nämlich Verspätung. Die knapp 200 Besucherinnen und Besuchern im Roxy nahmen es überwiegend mit Humor – Bahnprobleme sind schließlich leider nichts Neues – und ließen sich auf das leicht veränderte Programm ein. Ich habe in meiner Rede betont, dass es in den vergangenen drei Jahren trotz vieler Krisen und Schwierigkeiten gelungen ist, den Klimaschutz durch den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. Damit wird Deutschland auch unabhängiger von Autokraten: „Deshalb ist der Einsatz für erneuerbare Energien auch ein Einsatz für unsere Freiheit.“ Ich habe auch über Facharzttermine gesprochen: Wenn Familien für ein Kleinkind mit Neurodermitis einen Termin brauchen, kann es nicht sein, dass sie drei Monate darauf warten müssen. Meine Partei will daher eine Bürgerversicherung und das Ende der Zwei-Klassen-Medizin. Zum Thema Sicherheit wollte ich betonen, dass ich jeden verstehen kann, dem es angesichts von Mannheim, Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg angst und bange ist. Es ist vollkommen klar, dass die schrecklichen Taten Konsequenzen haben und die Sicherheitsbehörden besser aufgestellt sein müssten. Sicherheit muss jedoch für alle gelten – egal ob auf dem Weihnachtsmarkt, dem Stadtfest, in einer Geflüchtetenunterkunft oder im eigenen Zuhause. Es ist deswegen ein „sicherheitspolitischer Skandal“, dass laut BKA-Statistik 2023 fast jeden Tag eine Frau von ihrem Partner oder Expartner umgebracht wurde. Deshalb ist es auch wichtig, dass mit dem Gewalthilfegesetz noch in dieser Legislatur eine Stärkung von Beratungsstellen und Frauenhäusern erreicht worden ist. Übrigens ein gutes Beispiel für eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Union, die es auch in Zukunft geben muss. Voraussetzung für diese Konstruktivität: Die Union unter Friedrich Merz muss nach dem Dammbruch durch die Abstimmung mit der AfD in die politische Mitte zurückkehren. Nach einer Fragerunde zu verschiedenen Themen und Freigetränken für die Wartezeit war Ricardas Rede dann aber so eloquent und fesselnd, wie erwartet. Beim Thema Klimaschutz hat sie an das Hochwasser an Pfingsten im vergangenen Jahr erinnert. Damals hat sie, in ihrem Nachbarwahlkreis, Bauernhöfe besucht, auf denen Pferde nicht mehr gerettet werden konnten und Menschen, deren halbes Haus weggeschwemmt wurde. „Klimaschutz klingt abstrakt. Dabei geht es darum, Menschen zu schützen: Ältere, die besonders betroffen sind und die Jungen, deren Zukunft davon abhängt. Denn am Ende ist Klimaschutz nichts anderes als Menschenschutz.“ Ohne internationale Zusammenarbeit geht das nicht. Wenn Trump, fast schon parallel zu Putin viele Länder für seinen Hinterhof halte statt für eigenständige Staaten, muss Europa vereint dagegenstehen. Es ging außerdem um Chancengleichheit. In Deutschland werden vor allem ungleiche Chancen vererbt. Das darf nicht hingenommen werden. Gleiche Chancen, mehr Investitionen in Bildung und eine zukunftsfähige Wirtschaft sind das Gebot, um weiterhin international mithalten zu können. Mit einer Gesellschaft, die auf Solidarität setzt, begegnet man auch der Gefahr, dass Freiheit immer mehr zu einer Freiheit der Reichen wird. Sie erinnerte an die Amtseinsetzung von Donald Trump, bei der vor allem Tech-Milliardäre in der zweiten Reihe hinter dem Präsidenten standen. „Wir müssen klar machen, dass wir die Zukunft der Freiheit nicht dem Egoismus überlassen werden“. Man muss sich entscheiden zwischen der „Freiheit der wenigen reichen Männer – oder die Freiheit der Vielen“. Zum Gelingen der Politik gehört aber auch die Zusammenarbeit unter Demokraten. Dazu muss man sich als Politikerin auch mal „an die eigene Nase fassen“. Die Menschen vor Ort interessiert wenig wer wofür verantwortlich ist, sie wollen stattdessen, „dass es funktioniert“. „Wir müssen ehrlicher werden.“ Das stieß auf großen Beifall. Ricarda ist eine meiner längsten und engsten politischen Freunde. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit ihr und danke ihr für ihren Besuch in Ulm.