Tag der Teilhabe im Wahlkreis

Bild von Marcel Emmerich mit Mitarbeitenden des Tafelladens am Tag der Teilhabe.

Die Krisen sind da. Das habe ich heute bei Terminen und Gesprächen in Ulm gesehen und gehört. Ich hatte mir schon vor einigen Wochen vorgenommen, in einem „Tag der Teilhabe“ die Anlaufstellen zu besuchen, an die armutsbetroffene Menschen sich in meinem Wahlkreis wenden – heute habe ich drei davon besucht: Den Tafelladen in Ulm – stellvertretend für sechs Tafelläden des DRK in meinem Wahlkreis -, außerdem die Allgemeine Sozialberatung der Caritas und das Jobcenter Ulm. Ganz besonders im Tafelladen zeigt sich, wie sich die globalen Krisen vor Ort auswirken, selbst in einer reichen und wirtschaftlich stabilen Region wie Ulm. Die Tafel hatte auch hier in den vergangenen Monaten einen enormen  Zulauf: An einigen Tagen waren es bis zu 340 Menschen, die in 3,5 Stunden im Ulmer Tafelladen eingekauft haben. Und bis zu 60 Prozent der Kund*innen waren an diesen Spitzentagen Geflüchtete aus der Ukraine. Zugleich wird auch für die Organisation selbst das Geld knapper: Benzinkosten für vier Mercedes-Sprinter, die Verkaufsräume werden beheizt, Kühl- und Tiefkühltruhen verbrauchen Strom. Die Energiepreise beschäftigen auch das Jobcenter und die Allgemeine Sozialberatung: Beide Stellen rechten fest damit, dass sie im kommenden Jahr – wenn die Heizkosten- und Stromabrechnungen kommen – eine Flut von Anfragen und Anträgen bekommen werden. Ein Zeitpunkt, zu dem auch die Tafelläden mit weiterem Zulauf rechnen. Und überall fehlen Fachkräfte, um die Anfragen und Anträge zu bearbeiten.

Für mich war es heute sehr eindrücklich, diese Themen aus den verschiedenen Blickwinkeln der Mitarbeiter*innen und Helfer*innen vor Ort zu sehen. Die Besuche heute machen mir dabei vor allem eines deutlich: Wir müssen den Krisen starke Sozialsysteme und eine solidarische Gesellschaft entgegensetzen. Unter anderem mit dem Bürgergeld, der Kindergrundsicherung, Entlastungen und Ergänzungen wie der erweiterten Zugänglichkeit beim Wohngeld machen wir uns auf diesen Weg. Darüber hinaus müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen, die hier ankommen, schnell Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Auch durch Migration. Denn das wurde heute auch wieder deutlich: Wenn überall Personal und Fachkräfte fehlen, kann auch das Sozialsystem nicht so reagieren wie es sollte. Umso wichtiger, dass es Menschen vor Ort gibt, die sich ehrenamtlich engagieren oder beruflich bis zur Belastungsgrenze einbringen: Dafür bin ich sehr dankbar.

Apropos Dankbarkeit: Bei meinem „Nebelempfang“ vor zehn Tagen habe ich Spenden für Schoko-Weihnachtsmänner gesammelt. Von diesem Geld konnten ich ganze 480 Stück kaufen – und heute überreichen. Am 6. Dezember werden sie ausgegeben. Vielen Dank an alle, die sich an der Aktion beteiligt haben.